Rückblick

Persönlicher Rückblick
Wenige Tage nach der Rückkehr von der Pilgerreise aus dem Irak bleiben viele unvergessliche Erinnerungen, zu den prägendsten gehört eine, die sich mit dem klassischem Werkzeug der Vernunft, der Logik, nur schwer erklären lässt.

Wir sind in ein Land gereist, das von einem Diktator über Jahrzehnte ausgeraubt, von einem barbarischen Besatzer zerstört, und von den Anhängern des militanten Wahhabismus über ein Jahrzehnt lang mit feigen Anschlägen heimgesucht wurde. Die wirtschaftliche Situation des irakischen Volkes ist folglich eine äußerst prekäre.

Und dann kommt die Zeit vom Arbain. Arbain ist das Gedenken an den 40. Tag nach der Ermordung Hussains, dem Enkelsohn des Propheten Muhammad (s). Millionen von Menschen pilgern in die Stadt Karbala, in der jene Schlacht der Freiheit stattfand und in der Hussain, sein Bruder Abbas und einige seiner Gefährten begraben sind. Die Zahl der Pilger soll in diesem Jahr 27 Millionen betragen haben. 27 Millionen Menschen!
Für das irakische Volk wäre es die Gelegenheit, seine wirtschaftliche Gesamtsituation zum Positiven zu verändern. Aber der Besucher des Arbain wird überrascht mit einem Verhalten, ja einer Lebensphilosophie, die logische Denkprozesse nichtig werden lässt: Anstatt zu nehmen, ist das irakische Volk am Geben.

Es war zuerst diese liebe irakische Familie aus Berlin, die uns schon vor der Abreise einen Vorgeschmack auf die Gastfreundlichkeit des Volkes geben sollte, dessen Land wir für eine Woche besuchen werden. Vater und Tochter riefen mehrmals an und boten ihre Hilfe an, auch im Irak haben sie, obwohl selbst als Pilger dort, merhfach nach uns gefragt. Ein irakischer Freund, der uns von Berlin aus begleitete, überschwemmte uns mit seiner Fürsorge, ihm gleich die Familie seiner Tante, die uns Schlafplätze, liebevolle Speisen, Sim-Karten mit viel Datenvolumen und wenn ich weiter ausführen würde, wäre dieser Post um ein Vielfaches länger, als er bereits schon ist..

Viele der Pilger laufen aus der Stadt Najaf in das 80 Kilometer entfernte Karbala. Dieser Fußmarsch hat einen spirituell-religiösen Hintergrund. Über diese gesamte Stecke von 80 Kilometern haben sich viele Iraker aufgeteilt und mit über 10.000 Ständen die laufenden Pilger versorgt. Es ist unbeschreiblich, welch Form der Aufopferung, Gastfreundlichkeit und Freude beim Verzicht in den Gesichtern der Köche, Bäcker, Wasserverteiler, Schlafplatzorganisatoren und weiterer neuer Rollen, in die die Gastgeber schlüpften, zu sehen war.

Es gibt viele gastfreundschaftliche Völker und Gesellschaften und es gibt das irakische Volk, das eine eigene Schule der Gastfreundschaft darstellt.
Share by: